Sofi Oksanen: „Putins Krieg gegen die Frauen“, Kiepenheuer & Witsch 2024
Sei nicht gleichgültig, wende den Blick nicht ab. So appelliert Sofi Oksanen schon am Beginn ihres Essays an die Lesenden. Frauenhass ist ein zentrales Werkzeug russischer Macht, im Innen im Umgang mit der eigenen Bevölkerung ebenso wie im Außen in der imperialistischen Expansion. Sexuelle Gewalt – fester Bestandteil des Völkermords an den Ukrainer*innen.
Man weiß, wenn man dieses Buch aufschlägt, dass es eine schwierige Lektüre wird. Dass man es alle paar Seiten wird weglegen wollen, weil das
was Sofi Oksanen analysiert und dokumentiert, unerträglich ist. Aber sei nicht gleichgültig, wende den Blick nicht ab, das habe ich als Bitte und als Aufforderung beim Lesen immer mitgenommen,
überzeugt, dass wir im Westen schon viel zu lange weggesehen und die mahnenden Stimmen aus Osteuropa ignoriert haben – mit furchtbaren Folgen.
Russland in fortwährender Straffreiheit
Oksanens Thesen: Russland wurde für seine Verbrechen in sowjetischer Zeit nie zur Rechenschaft gezogen, und nie gelangte der Terror der
Sowjetmacht auf ähnliche Weise ins kulturelle Gedächtnis des Westens wie der des Nationalsozialismus. Die damit einhergehende Straffreiheit Russlands und die schmerzliche westliche
Erinnerungslücke sind Ermöglicher der imperialistischen Gefräßigkeit Russlands, und des nur für den Westen überraschenden Eroberungskriegs in der Ukraine. Verschleppung, Folter, Terror gegen
Zivilbevölkerung, Russifizierung, Scheinwahlen, Schauprozesse folgen dem alten Muster und einer Kultur der Straflosigkeit. Nie aufgearbeitet, nie bereut, nie bestraft – Russland folgt
kontinuierlich einer Tradition der Kriegsverbrechen.
Russland – eine Kolonialmacht
Was der Westen endlich begreifen muss: Russland ist ein imperialistischer Staat, eine Kolonialmacht, die keinerlei Anstalten macht, sich von
ihrem Expansions- und Herrschaftswillen zu verabschieden. Russland hat nie ohne die Idee des Imperialismus existiert. Und: russischer Kolonialismus wurde und wird im Westen so gut wie gar nicht
thematisiert. Die in Russland lebenden ethnischen Minderheiten sind im Westen wenig bekannt und praktisch unsichtbar. Die mangelnde Bereitschaft des Westens, den russischen Imperialismus und
Ultranationalismus zu sehen, begünstigt fortwährend die russische Aggression, Krieg und Völkermord.
Oksanen erzählt auf dem Hintergrund ihrer familiären Geschichte eindrücklich davon, wie Russland die Erinnerungen von Menschen vernichtet, sie
ihres visuellen Gedächtnisses und ihrer Identität beraubt, indem schon der Besitz von Fotos Risiko und Bedrohung sein können, für einen selbst und für Verwandte und Freunde. Sie erzählt von ihrer
verstummten Großtante, die während der zweiten Besetzung Estlands durch die Sowjetunion von russischen Machthabern „verhört“ wurde und danach nie wieder dieselbe war.
Sexuelle Gewalt als koloniale Strategie
Und immer wieder kehrt Oksanen zur verstörenden Faktenlage zurück: Sexuelle Gewalt ist fester Bestandteil der russischen Eroberung. Sie ist
eine Strategie des Völkermords. Völkermord ist ein Prozess, der langfristig die Vernichtung einer Bevölkerungsgruppe beabsichtigt, durch die Zerstörung der Sprache, der Kultur, der Sicherheit,
Freiheit und Identität. Vergewaltigung ist eine auf Völkermord ausgerichtete Tat, insbesondere wenn man sie in den Kontext russischer Rede über die Ukraine stellt. Aus russischer Sicht existieren
weder die Ukraine noch die Ukrainer. Russland profitiert auch im derzeitigen Krieg gegen die Ukraine und inmitten der überwältigenden Menge sexueller Kriegsverbrechen durch russische Soldaten von
westlichen Narrativen, beispielsweise darüber, wie schwer nachweisbar und justiziabel genozidale Vergewaltigung sei. Was wiederum dazu führt, dass russische Verbrechen in einer nebulösen
öffentlichen Betroffenheit verbleiben, vor allem aber straffrei bleiben.
Eindrücklich zeichnet Oksanen die Folgen der Kriegsvergewaltigungen, sexueller Verstümmelungen und lebenslanger Traumatisierungen nach: als
Sprachverlust, Libidoverlust, Unfähigkeit Kinder zu zeugen, als Arbeitsunfähigkeit, Angststörung, Sozialphobie, Einsamkeit, schwerste gesundheitliche Beeinträchtigung, als Unfähigkeit überhaupt
noch am Leben zu partizipieren. Ein Ausmaß von Qual, das sich schwer dokumentieren lässt und um so dringlicher danach schreit, dokumentiert, sichtbar, hörbar, sagbar zu werden bis an den Punkt an
dem Russland für jedes einzelne dieser Verbrechen zur Verantwortung gezogen wird.
Sexuelle Gewalt ist von allen Kriegsverbrechen jenes, das am wenigsten Aufmerksamkeit erhält. Für Oksanen ist es absurd, dass von
Friedensverhandlungen mit Russland fantasiert wird, ohne die zahllosen Frauen, die systematisch vergewaltigt wurden, in diese Prozesse einzubeziehen. Ebenso absurd ist es für sie, dass Opfer von
sexueller Gewalt nicht öffentlich respektiert oder geehrt werden – durch Denkmäler, Gedenktage, Straßennamen. Um das System verschwiegener und tabuisierter Schande zu durchbrechen, brauche es
eine mutige und respektvolle Öffentlichkeit, und politische Entscheidungsträger, die bereit sei, den Opfern auf neue Weise zuzuhören und ihren Geschichten das Gewicht zu geben, das ihnen zusteht.
Der öffentliche Druck müsse groß sein. Auch Japan leitete nie aus freien Stücken eine Aufarbeitung der Zwangsprostitution der „Trostfrauen“ ein. Nur wenn politischer Wille und öffentlicher Druck
so stark seien, dass sexuelle Gewalt aus dem Schweigen in den Diskurs und aus der Straffreiheit in die Strafverfolgung überführt würde, werde sich an systematischen Vergewaltigungen als Kalkül
und Kriegsstrategie etwas ändern.
„Sexuelle Gewalt ist billig, effizient, in ihrer Wirkung geschlechtsübergreifend, , sie erfordert weder Logistik, noch Technik, noch
Modernisierung.“ Und Oksanen zufolge sollten wir uns nicht vorschnell dazu hinreißen lassen, die sexuellen Kriegsverbrechen mit einem bedauernden „Im Krieg finden immer Vergewaltigungen statt“ zu
bagatellisieren, denn: Die russische Kultur der Straflosigkeit befindet sich im Kontext eines Nationalismus, der jedwede Reflexion über eigene Kriegsverbrechen als unpatriotisch, als Landesverrat
betrachtet. Es gehört nicht zur russischen Vergangenheitsbewältigung, eigene Kriegsverbrechen im zweiten Weltkrieg -in Russland spricht man vom großen vaterländischen Krieg- zu reflektieren oder
sogar Empathie für die Opfer der eigens begangenen Verbrechen zum Ausdruck zu bringen.
Damit unterscheidet sich die Aufarbeitung eines so schmerzlichen Kapitels wie das des zweiten Weltkriegs im Westen und in Russland erheblich. Über Kriegsverbrechen der Sowjetunion im zweiten Weltkrieg zu sprechen, ist seit der Annexion der Krim laut russischem Strafgesetzbuch ein Verbrechen. Während es in Frankreich und Deutschland Gesetze gibt, die eine Leugnung des Holocaust oder des französischen Kolonialregimes unter Strafe stellen, um unterdrückte Bevölkerungsgruppen zu schützen, schützt Russland die verbrecherischen Taten der Machthaber und eine perfide Geschichtsfiktion, und bestiehlt somit die Opfer ihrer Erinnerung, ihres Rechts auf Ausdruck ihrer Beschädigung und Ansprüche auf Entschädigung. Auch das Sprechen über aktuelle Kriegsverbrechen wird unter der geltenden Gesetzeslage kriminalisiert.
Im aktuellen Krieg gegen die Ukraine bedient Russland sich des Mythos vom angegriffenen Volk, das sich verteidigen muss, noch während es selbst
den Angriffskrieg auf die Ukraine beginnt.
Wie konnte Butscha geschehen?
Oksanen nennt Menschen beim Namen, die in Butscha auf grausamste Weise sexuell missbraucht, gefoltert und getötet wurden. Was war es, fragt
Oksanen, das russische Soldaten veranlasste, in diesem idyllischen wohlhabend wirkenden Ort mit Holzhäusern, Elektroautos und Sushibar ein verstörendes Bild rasender Barbarei zu hinterlassen? Was
war es, neben Hass, Neid, „proletarischem Zorn“ und durch lebenslange Propaganda deformierten Vorstellungskraft, die es den Soldaten in Butscha unmöglich machte zu verstehen, dass die von ihnen
angebotene „Befreiung“ gar nicht nötig oder erwünscht war?
Oksanen sucht die Gründe für Butscha und die zahllosen anderen Orte, an denen ähnliches geschieht, in jahrhundertealter russischer Gewalt, in
Politik durch KGB-Agenten, in einer mit dem KGB tief verbundenen Kirche, in einer strukturellen Misogynie, einer rigorosen Stärkung der Zentralmacht, in menschenfeindlichen Mythen und
Geschichtsfiktionen, in unhinterfragtem und ungebrochenen Kolonialismus, in der kategorischen Geringschätzung des Individuums mit seinem Recht auf Entfaltung, eigenes Denken und Sprechen. Ohne
auf das gesellschaftliche Klima in Russland zu blicken, sind solche Verbrechen nicht zu verstehen.
Auch die Sprache nimmt einen bedeutenden Platz in diesem Geschehen ein: Russland operiert mit entmenschlichender und manipulativer Sprache. Wer
sich Russlands Imperialismus nicht ergibt, ist ein Faschist/Nazi. Wer nicht russisch spricht, sondern ukrainisch, ist kein Mensch, sondern ein Tier. Ukrainer sind „Schweine“, die eine
„Schweinesprache“ sprechen. Entmenschlichung ist ein einfacher Weg, grenzenloser Gewalt Tür und Tor zu öffnen. Auch noch das letzte Mitgefühl schwindet, wenn dem Gegenüber menschliche Merkmale
aberkannt werden. Und auch hier gilt: während in ehemaligen Imperien im Zuge postkolonialer Aufarbeitung die entmenschlichende Sprache beispielsweise Hitlerdeutschlands analysiert wurde und immer
noch wird, gibt es keine vergleichbare Aufarbeitung innerhalb der russischen Föderation. Entmenschlichende Sprache gehört ungebrochen zum Ausdruck russischer imperialistischer Interessen. Ebenso
eine manipulative Sprache, die einen Krieg zur „Spezialoperation“ umetikettiert oder Menschen „Elemente“ nennt. Der Mythos der Unschuld Russlands ist einer, an dem die russische Bevölkerung
hängt, und der völlig unabhängig von Putins Macht Bestand hat, weil er identitätsstiftend ist.
Gewalt gegen Frauen in Partnerschaft
Oksanen, Kind einer Estin und eines Finnen, lernte schon als Kind russische Redewendungen wie „Wenn er dich nicht schlägt, liebt er dich
nicht“. Eindrücklich schildert sie, wie früh im Leben sie begriff, dass in russischer Kultur Gewalt in Partnerschaften als ebenso normal gilt wie der Blick auf die Frau als Gebärerin neuer
Soldaten. Das Leben einer Frau, so Oksanen, ist in Russland billig, und geschlechtsspezifische Gewalt an der Tagesordnung. Die Möglichkeiten einer Frau, sich als Opfer von männlicher Gewalt Hilfe
zu holen, sind erschreckend gering. Und das war nicht immer so, denkt man daran, dass das russische Kaiserreich der erste europäische Staat war, der 1721 Beziehungsgewalt unter Strafe stellte und
dass es darüber hinaus in der Sowjetgeschichte viele Beispiele für Geschlechtergleichstellung gab.
2017 wurde Gewalt in Partnerschaften in der russischen Gesetzgebung für praktisch straffrei erklärt. Wie so oft, war der Einfluss der Kirche
von Bedeutung, Patriarch Kyrill bezeichnete die Kriminalisierung von ehelicher Gewalt als „Erfindung von Ausländern“, und es gelte, Russland vor Ausländern zu schützen. Opferhilfe kommt daher dem
Landesverrat gleich.
Oksanen blickt auf die vielen Missverständnisse auch im westlichen Feminismus, der Frauen in der Sowjetunion für gleichberechtigt hielt, weil
sie einer Lohnarbeit nachgingen. Durch Wohnungsnot zum Gebären verpflichtet, ohne Zugang zu politisch bedeutsamen Ämtern, ohne eigenen Zugang zu Verhütungsmitteln, Monatshygiene und Kinderbedarf
und in der fortwährenden Anmahnung traditioneller Werte, „weiblicher Lebensaufgaben“ und familiärer Verantwortung wurde und wird die gesellschaftliche Teilhabe der Frau massiv eingeschränkt.
Totalitäre Regime leben von der Einschränkung der Frauenrechte, von der Zersetzung weiblicher Teilhabe am Leben. Dringend daher auch Oksanens Warnung, bereits die Einschränkung einzelner
Frauenrechte mit größter Wachsamkeit zu beobachten (ich denke an das Ende von Roe v. Wade in den USA im letzten Jahr) und nicht hinzunehmen, dass Demokratien schrittweise in Autoritarismus
übergehen.
Komplizenschaft in der Bevölkerung
Einen vielleicht besonders schmerzlichen Punkt berührt Oksanen, wenn sie über die russischen Frauen spricht, deren Unterstützung ihrer
vergewaltigenden, plündernden und mordenden Ehemänner in der Ukraine im Internet durch Video- und Audioclips verewigt ist. Was bewegt russische Frauen dazu, ihre Ehemänner zu Vergewaltigungen zu
ermuntern, ihnen am Telefon zu gestehen, dass sie auch gern Ukrainer*innen zu Tode foltern würden, und sie aufzufordern, von Kriegsopfern gestohlene Waschmaschinen, Kühlschränke oder Unterwäsche
in die Heimat zu schicken? Was bewegt sie dazu, öffentlich Ukrainer*innen zu schlagen, anzuspucken, zu beschämen und zu schänden, wie es in zahlreichen Videos dokumentiert ist? Keine dieser
Frauen muss aus Angst handeln, keine dieser Frauen ist gezwungen worden, sich an solchen Aggressionen aktiv zu beteiligen. Da wir in Deutschland so gern behaupten, dieser Krieg sei Putins Krieg
und die Bevölkerung habe damit nichts zu tun, wie lässt sich diese freiwillige Gewalt und Aggression begründen?
Oksanen erklärt sich dies mit dem Unvermögen, Respekt für den „Feind“, für den Nichtrussen zu empfinden, ein Unvermögen, das sich langjähriger
psychologischer Manipulation durch Putins Machtapparat verdankt. Es ist erwünscht, dass auch die Teile der Bevölkerung, die niemals persönlich auf einem Schlachtfeld stehen werden, mit derselben
Verachtung auf den erklärten Feind blicken, dass sie ihn entmenschlichen und keinerlei Mitgefühl für ihn empfinden. In solcherlei Komplizenschaft gezogen, sind der und die Einzelne keine Gefahr
für Putin und seinen Machtapparat.
Die Ukraine als „antiimperialistische Idee“
Rory Finnin, Professor an der Universität Cambridge, kennzeichnet die Idee der ukrainischen Nation als eine Geschichte von Menschen, die sich
um eine antiimperialistische Idee scharen. Ein radikaler Gegenentwurf zu dem, was Russland ausmacht. Die erfolgreiche ukrainische Revolution im Jahr 2014 war auch eine Revolution der
Gleichberechtigung. Geschlechterquoten im ganzen Land, in der Legislative so viele Frauen wie niemals zuvor, erstaunlich viele junge Frauen in machtvollen Positionen. Die rasante Entfaltung
ukrainischer Gleichberechtigung ist laut Oksanen in den Medien nie ausreichend gewürdigt und somit auch nie ausreichend verstanden worden, dass der Krieg Putins gegen die Ukraine auch ein Krieg
gegen demokratische Werte, gegen Frauen, Gleichberechtigung und Minderheiten, gegen eine Verteilung der Macht auf junge Schultern ist.
Deportationen – Zuwachs an Arbeitskräften, Soldaten und traditionellen Familien
Oksanen bewegt auch die Frage nach den Deportationen, der Verschleppung ukrainischer Kinder nach Russland – ein Thema, das mich persönlich
immer wieder fassungslos macht, weil ich nicht begreifen kann, wie wenig es in den Medien thematisiert und politisch in die Hand genommen wird. Laut ZMINA wurden bis heute etwa zwei Millionen
Ukrainer*innen unrechtmäßig nach Russland verschleppt, darunter 60.000 Kinder. Deportationen sind fester Bestandteil des russischen Imperialismus und strategischer Teil des Völkermords. In
vergangenen Zeiten blieben Russlands Deportationen straffrei, und die Frage ist, ob und wann sich das ändern wird.
Kriegsführung in social media
Natürlich kommen auch andere Aspekte moderner Kriegsführung zur Sprache: wie Russland durch Desinformationsabteilungen, Bot-Farmen und
Trollfabriken Krieg führt. Falsche Nachrichten, Hassrede im Internet, Stimmungsmache, Beeinflussung von Wahlen – Putins verlängerter Arm greift nachweislich in viele Diskussionen ein, gegen
Aktivistinnen, gegen Feministinnen, gegen Stimmen die Frauensolidarität stärken, auch gegen Oksanen, die freimütig davon berichtet, im Internet jahrelang als Faschistin diffamiert worden zu sein,
oder gegen Annalena Baerbock, die wegen ihrer Haltung zu NordStream2 Ziel einer Diffamierungskampagne wurde. Demokratiezersetzende Operationen gerade in den social media müssen künftig viel mehr
ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit geraten, weil sie letztlich nationale Sicherheit bedrohen.
Die rosa Brille ablegen
An einem „romantisierenden, schwärmerischen, bewundernden“ Blick auf die Sowjetunion krankten in der Vergangenheit viele, auch und gerade in
der Linken – gleiches attestiert Oksanen aber uns in der heutigen Zeit, wenn es uns nicht gelingt, russische Geschichte, Kultur und Kriegsführung, den russischen Imperialismus, die strukturelle
Misogynie, die Kleptokratie zu verstehen und als das wahrzunehmen, was sie sind. Wenn es uns nicht gelingt ernstzunehmen, dass Russland sich bewusst mit Ultranationalisten, Extremisten, mit
Staaten wie China oder Iran vernetzt, mit autoritären Herrschern und Misogynikern in aller Welt. Wenn wir nicht endlich damit aufhören, Osteuropa als den „Hinterhof Russlands“ zu betrachten.
Oksanen erinnert daran, dass die Ukraine nicht nur „unsere Demokratie“ verteidigt, sondern auch unsere Frauenrechte, die Zukunft der Mädchen, Frauen und Minderheiten, die in allen autoritären
Regimen nicht grundlos so massiv in ihrer Freiheit beschnitten sind.
Oksanens Essay ist eine ergreifende, bewegende und oftmals schmerzvolle Mahnung, hinzuhören. Die Erfahrungen der baltischen Staaten ernstzunehmen, den
osteuropäischen Widerstand als große Identitätsgeschichte ernstzunehmen - den Widerstand gegen Sklaverei, Ausbeutung und Kolonisation, den Kampf für Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Freiheit,
auch und mehr denn je für die Rechte der Frau.
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Charlotte Keßler (Mittwoch, 03 April 2024 14:23)
Liebe Giannina,
ich danke dir sehr für diese Rezension!
Deine Sprache ist hilfreich für Klarheit, ist ein durchdringender Ruf, ein Zusammentrommeln.
Ich habe mich zum Lesen und Hören entschlossen und zum zusammen Trommeln.
Danke Sofi Oksanen.
Charlotte
Marita Rüdiger (Montag, 27 Mai 2024 11:26)
Liebe Giannina,
danke für diese Leseempfehlung. Dieses Thema ist schwer erträglich. Und es ist sehr wichtig.
Danke Sofia Oksanen.
Mit guten Wünschen
Marita Rüdiger