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Atme

Wo willst Du Deine Müdigkeit hinlegen
wenn nicht in Gottes Ruhen,
wohin Deinen Eifer
wenn nicht in die Stürme des Herbst.
Wo knurrt Dein Hunger
wenn nicht im Brennen der Fragen,
wo seufzt Deine Reue
wenn nicht an den steinernen Türmen
der Versäumnisse.
Du bist nicht Innenwelt,
Du liegst ausgestreckt über der wunden Erde,
weizengelb bist Du den Raben ausgesetzt,
und die Sohlen der Menschen
ebnen Wege auf Deiner Haut.
Du bist Welt, die sich die Pforte zum Alleinsein
zugesperrt hat, aus Liebe die nicht anders kann
als Schöpfung zu werden.
Deine Blutgefäße sind verzweigt
mit den Wurzeln der Bäume
und den Flüssen die dem Meer zu Willen sind,
mit den feingliedrigen Fingern der Nacht
die sorgsam die Träume der Menschen ordnen.
Darum atme wie einer, der weiss,
dass die Lungen des Lebens sich füllen
mit dem Äther des Morgen
das Du bereitest
in Deinem Werden am Du.


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