Vorübergehende
Ein jeder Herbst stellt Dir die eine Frage:
Was einst dem Hunger Deiner Hände bleibt.
Was schmiegt sich in das Gold der Lebenswaage
da Dich die Zeit aus jedem Paradies vertreibt?
Und fragt das Laub Dich nicht, das rot im Fallen
sein Sterben feiert, ob es Dir gelingt
die Endlichkeit zu tragen, die in Dir und allen
als Gottes zart gewordne Stimme singt?
Und fragt der Sturm Dich nicht, der in den Zweigen
als strenge Ernte durch die späten Äpfel fährt,
ob Du es wagst, Dein Haupt zu neigen
vor dem, was einst zum Tode Dich versehrt?
Und fragt der Nebel nicht, ob Du den Dingen
ihr tief verborgnes Wesen lassen musst?
Als Schauender, ohne gewaltsam vorzudringen,
befreit von Wissen, doch zutiefst bewusst?
Ein jeder Herbst lockt Dich ins stille Werden.
Vorübergehende, Dein Fuß ist bloß.
Für Dich ist keine Heimat hier auf Erden.
Du trägst die Erde selbst in Deinem Schoß.
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Daniela (Donnerstag, 04 Oktober 2018 04:41)
Das ist so ein wunderschöner, inspirierender Text.
Von Herzen Dank dafür!