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Unsere zukünftige Stimme

Marias Gebet "Magnificat" beginnt mit den Worten: "Meine Seele preist die Grösse des Herrn". Liest man ihr Gebet als Skizze eines inneren Weges, so können wir festhalten: alles beginnt mit einem Lobpreis. Für viele, die ihr Leben heute als chaotisch, bedrückend oder schwierig begreifen, mag das eine Herausforderung sein, die ersten Worte die wir im Gebet an Gott richten, nicht der Klage oder der Bitte zu überlassen.

 

Wer lobpreist, geht gewissermaßen in "Vorleistung" und richtet die innere Aufmerksamkeit bewusst auf das unfassliche Wunder, das wir jenseits aller Sorgen erahnen, vermuten oder erhoffen.

 

Wer lobpreist, vertraut der Unermesslichkeit göttlicher Schönheit und Weisheit mehr als dem furchtsamen Blick der eigenen Ambivalenz.

 

Für Maria beginnt damit ein Weg, auf dem sie sich selbst als Raum für die Gottesgeburt zur Verfügung stellt - am Ende dieses Weges steht, so feiern Teile der Christenheit heute, die "Aufnahme in den Himmel", der erlöste und verwirklichte Mensch.

 

Für unsere Ausrichtung kann dies ein wirksamer Impuls sein: auch wir können unsere Gebete mit Worten beginnen, wie: "Meine Seele preist Dich, Gott, Deine Schönheit, Güte und Weisheit". Damit schließen wir sowohl die Aspekte ein, die wir erkennen, als auch jene, die uns noch verborgen sind. Wir leugnen damit nicht unsere Sorgen, Zweifel und Ängste, aber wir beschließen für einen bewussten Moment, ihnen weder das erste noch das letzte Wort zu überlassen.

 

Ein solches Gebet ist mehr als nur eine gute Absicht - denn hier spricht gewissermaßen unsere zukünftige Stimme, die uns über die Schwelle unserer Verstrickung in die Weite ruft, in der wir empfänglich werden für die göttlichen Mysterien, und für unerschöpfliche Freude.

 

Frohes Fest!

 

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